Kann ein Skikastl eine Innovation sein? ODER: Warum viele Branchen höchste Zeit haben, (auch) “technische Dienstleistungen” zu entwickeln. blog5

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Skidepos direkt an der Bahn, um den Kunden die tägliche Last der Logistik zu ersparen, gehören mittlerweile zum Standard in guten Skigebieten. In Serfaus-Fiss-Ladis sind Skidepots beinahe aus Tradition innovativ. Hat Franz Patscheider in Serfaus bereits vor vielen Jahren einen Quantensprung mit seinem “Check in” für den ganzen Alpenraum vorgelegt, versucht seitdem die ganze Region den Service der komfortablen Skiaufbewahrung zu optimieren. Der neue Status in Sachen Skidepot, das in Fiss eröffnet wurde, ist ein Paradebeispiel für Technische Dienstleistung*1 für die Kunden. Ein paar innovative Details mögen diesen weiteren Quantensprung verdeutlichen:
  • Das Skidepot hat eine Kapazität von rund 4700 Paar Ski, die von den Gästen im Selfservicemodus stresslos eingestellt und abgeholt werden können.
  • Der Zugang zu den Kästen ähnelt einer Hotellobby. Die wartenden Kinder werden  mit einem kleinen Museum von alten Spielzeugen und Ratespielen unterhalten. Den Papas und Mamas wird die Geschichte von Fiss und in dekorativer Art und Weise alle Telefonnummern der heimischen Restaurants gezeigt, um schon von hier aus einen Tisch für das Abendessen reservieren zu können.
Und jetzt kommt´s: der Skikasten, gewissermaßen die Kernfunktion des Skidepots, der hat´s in sich:
  • Außen verhindern spezielle Schaumstoff-Folien am Kasten das Umfliegen der Ski, wenn sie an den Kasten gelehnt werden. Ansonsten sind die Kästen außen technisch, schlicht und vor allen Dingen absolut OHNE Werbung, um den Gast nicht mit Werbung an allen Enden und Ecken zuzumüllen. Hier wird dem Gast visuelle Ruhe des Genusses wegen geboten.
  • Auf der Skikarte ist der Zugangscode für den Skikasten enthalten. Vergisst der Gast seine Skikastennummer, findet er um die Ecke einen Monitor, der ihm durch seine Karte verrät, was seine Kastennummer ist.
  • Vergisst der Gast gar die Karte im Hotelzimmer, kann die Hotelrezeptionistin den Kasten vom Hotel aus öffnen.
  • Wird der Kasten geöffnet oder geschlossen, hört man in der Regel eine hohe Blechtüre “klappern”. Hier anders: die Türen sind doppelwandig und mit einer Schallisolierung ausgestattet. Es ist, als würde man eine Autotüre made in Germany schließen!
  • Nun der Skikasten im Inneren: Ganz oben wird jeder Kasten seperat entlüftet. Die Warmluft wird selbstverständlich wiederverwendet; eben ein kleiner Beitrag zur Energiewende!
  • Sodann sind Vorrichtungen für die Helme vorhanden. Diese werden leicht angewärmt, versteht sich.
  • Spezielle Aufhänger für Skistöcke, Handschuhe und ein Kleidungsstück wurden nach vielen Versuchen und Messungen dort platziert, wo sie am wenigsten stören und am einfachsten zu bedienen sind.
  • Ein kleines Netzfach, ähnlich, wie BMW und VW es als stylisches Staufach im inneren des Autos verwendet, wurde auf der Innenseite der Türe angebracht, um Sonnenbrillen, Kosmetikas oder das Handy aufzubewahren.
  • Zwischen allen diesen Details haben dann Ski oder Snowboards Platz, ohne diese hineinquetschen zu müssen.
  • Für die Skischuhe wurden speziell gewinkelte Aufschubrohre sonderangefertigt, sodass das Kondenswasser richtig austrocknen kann. Dass die Skischuhe über Nacht desinfiziert werden, muss ohnehin Standard sein. Ist aber nicht Allerorts. (Anm. In Fiss war dies bei Sport Schranz bereits Anfang der 80iger Jahre Standard. Damals wurden wir von einigen Kollegen für verrückt erklärt.)  
  • Ganz unten im Kasten, unterhalb des Abtropfgitters befinden sich speziell gefertigte Waschdüsen, die automatisch eine tägliche Reinigung der abgetauten Schneereste durchführen.
  • Die Sitzbänke sind in Funktion und Design “Fiss made”!
  • Verlässt der Skiläufer das Depot nach dem Skilauf, kann er sich selbstverständlich noch schön machen. Waschmöglichkeiten, Fön, Spiegel und alles, was für einen guten Apres Ski-Antritt notwendig ist, kann noch in der Depotlobby erledigt werden.
  • Und dann wäre da noch, um es mit Steve Jobs zu sagen, “one more thing”, das dann vielleicht demnächst kommt: eine Handyladestation in jedem Kasten und noch eine… aber das wird noch nicht verraten, weil da noch eine Idee herumschwirrt, die noch reifen will.
Mastermind hinter diesen Innovtionen ist allen voran der Geschäftsführer der Fisser Bergbahnen Benny Pregenzer. Weil er die meiste Zeit seines Lebens im Schnee verbracht hat, durfte ich ihn in meinem Umfeld zum “Mister Ski” adeln. Und ich verneige mich für seine Innovationen. “Die Skiwelt braucht solche Typen!”  Jetzt bleibt nur noch die Frage: Darf man über ein Skikastl so viel schreiben? Ja! Weil es eben ein Paradebeispiel für gutes QM ist! Und wenn Sie bis jetzt alles gelesen haben, hat das für Sie den Nutzen, dass Sie diese Story in Ihre Firma transferieren können. TIPP: Können Sie in Ihrem Betrieb persönliche Dienstleistungen in technische Dienstleistungen umwandeln? Wenn ja, welche? Vielleicht entwickelt Ihre Konkurrenz dieser Tage technische Dienstleistungen ganz neuer Art. Dann haben Sie höchste Zeit, sich mit Ihrem Team zusammenzusitzen. ACHTUNG: der persönliche Kontakt ist in den meisten Branchen aber wichtiger denn je. Trotzdem müssen nicht alle Prozesse im face2face-Modus  abgewickelt werden.
Redakteur: Stefan Schranz, GF der http://www.schranz.com

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