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Die Empfehlung, dass alle das Programmieren lernen müssen, mausert sich zum Mainstream.
Auf einer Veranstaltung vom Travel Industry Club Austria wurde “Coding” als neue Grundkompetenz für Touristiker empfohlen.
Und dann schwirren da noch Empfehlungen durch die Schulen, die über Programmierung als Pflichtfach und Coding 4 Kids phantasieren.
Auf einem bayrischen Start-up-Portal war zu lesen, dass wir spätestens jetzt das Programmieren lernen sollten. Warum? Es macht deine Freunde eifersüchtig, deine Mutter stolz und … es macht Spaß!“ Na ja, was soll man da sagen?
Mir scheint, dass solche Empfehlungen maßgeblich aus Quellen entstammen, die nur einen sehr beschränkten Einblick in die Welt der Programmierung haben. Oder sie verwechseln Programmierung mit Anwendung. Einen langen Text im Word zu gliedern, ein paar Zellen im Excel zu verknüpfen oder einen Mastersatz im Powerpoint zu erstellen hat nichts mit Programmierung zu tun.
Touristiker, Firmengründer und Schüler/innen müssen nicht programmieren lernen. Programmierer müssen programmieren lernen. Erstgenannte sollten stattdessen das Organisieren im Allgemeinen und die richtige Anwendung von Programmen im Speziellen lernen.
Die Anwendung von Programmen beginnt bei der richtigen Auswahl der Software oder der APPs, die den eigenen Datenverarbeitungsbedarf abdecken, und – wenn möglich – darüber hinaus auch noch eine gute Usability und ein gutes Look & Feel bieten. Wer sich einmal für eine Software entscheiden musste, im Wissen, dass damit viele Mitarbeiter/innen viele Jahre arbeiten müssen, weiß, dass eine sachliche Gegenüberstellung und ein Testlauf der verschiedenen Programme schon ein großer Aufwand ist, der neben dem Tagesgeschäft bei Gott keine Zeit für Programmierung zulässt. Ja, selbst die richtigen APPs auf dem Smartphone einigermaßen effektiv anzuwenden ist oft schon eine Herausforderung.
Darüberhinaus ist ein Grundverständnis über BigData und das Zusammenwirken verschiedener Devices wichtiger als sich in Programmcodes zu verlieren. Auch der Einsatz von sicheren und zugleich praktikablen Speichermedien und die Entscheidung darüber, was digital und/oder analog dargestellt werden soll, muß höhere Priorität haben als Coding für den Hausgebrauch.
Und was das Organisieren betrifft, so sagt mir meine nun 25-jährige Erfahrung im Seminar- und Entwicklungsbusiness, dass eine fundierte Organisation viel wichtiger ist als ein bisschen an eigenen Programmen herumzubasteln. Eine gute Organisation ist wie ein Betriebssystem, auf dem alles aufbaut, in dem in der Folge die Arbeit, Entscheidungen und Verantwortung, die Kommunikation und eben die Verarbeitung von Daten mit APPs und Programmen stattfinden kann.
PRAXIS-TIPP:
Wir müssen NICHT programmieren lernen. Wir müssen besser organisieren lernen.
Das Seminar “Organisations-Management” von SMS – www.schranz.com hat sich in den letzten 25 Jahren stets erneuert. Aber die Basics sind die gleichen, wie sie in den 1990er Jahren schon erfolgreich angewandt wurden, weil das Funktionieren einer Organisation keiner Modewelle, sondern ganz bestimmten Grundregeln unterliegt.
Neu ist, wie man die Vernetzungsdichte dosiert, die Datenstrukturierung massiv vereinfacht und die interne Kommunikation mit guten Tools und Arbeitsmethoden ohne Weiteres um den Faktor 2 optimiert. “Faktor 2” klingt nicht nach VIEL, heißt aber, dass einige Arbeiten doppelt so schnell erledigt werden können. Und das wirkt sich unter anderem auf die Kundenzufriedenheit, die eigene Arbeitszeit und den finanziellen Erfolg aus. Das ist doch was!
Redakteur: Stefan Schranz, GF der http://www.schranz.com
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postBlog 1:
Anstatt einschlägige Programmierkenntnisse brauchen wir so etwas wie einen “digitalen Hausverstand”. Vielleicht auch eine Art “intuitive Digitalintelligenz”. (SMS)
postBlog 2:
Aus o.a. Beitrag entstand ein kleiner Diskurs, den ich folgend hinzufügen darf. Nicht, weil ich meine Meinung zusätzlich untermauern möchte. Stattdessen plädiere ich dafür, dass a) vorbehaltlich plausibler Argumente auch zwei, drei Meinungen nebeneinander Platz haben sollen, die sich nicht zwangsläufig gegeneinander ausschließen müssen und b) der Stil im Social Media immer auf einem Niveau gehalten werden kann, der es ermöglichen soll, auch oder insbesonders nach einer Meinungsverschiedenheit gemeinsam einen Kaffee zu trinken anstatt sich einen öffentlichen Schaukampf zu liefern. “Der beste Sieg ist, wenn es zwei Gewinner gibt.” (S)



Wir müssen also nicht nur NICHT programmieren lernen.
Wir müssen auch Verhaltensregeln im Netz lernen.